Bis Ende 2022 gibt es nun beim Volkswohlbund eine Bestandskunden-Sonderaktion mit sehr einfachen Gesundheitsfragen. Es werden 3 vereinfachte Gesundheitsfragen gestellt, max. 750 € monatliche Rente können versichert werden. Viele Berufe können an der Sonderaktion teilnehmen. Hier berichten wir über die Details der Sonderaktion. Teilnehmen können alle Personen, die bereits eine BU-Versicherung beim Volkswohlbund haben und diese nicht über vereinfachte Gesundheitsfragen zustande gekommen ist. Schade, dass der Volkswohl Bund diese Aktion nicht für alle zur Verfügung stellt, denn die Konditionen sind, wie wir meinen, recht gut.
Wer kann an der Aktion mit vereinfachten Gesundheitsfragen teilnehmen?
Sehr vorbildlich an dieser Aktion ist, ähnlich wie bei der aktuell laufenden Sonderaktion der Allianz für zahlreiche Berufe, dass auch hier sehr viele Berufe angesprochen werden. Oft sind Sonderaktionen ja nur für ganz bestimmte Berufe oder Berufsgruppen oder man muss sogar Mitglied in einem bestimmten Berufsverband werden. Die Rahmenbedingungen solcher Aktionen sind oft sehr gut, was aber dadurch getrübt wird, dass nur ganz wenige Berufe von den guten Bedingungen profitieren. Anders also hier bei dieser aktuellen Aktion vom Volkswohlbund.
Teilnehmen können hier alle Personen mit Berufen der Berufsklassen
- A0,
- A1,
- A2,
- A3,
- A4,
- B0,
- B1,
- B2 und
- B3
Diese Bezeichnungen sind natürlich erstmal etwas abstrakt und müssen übersetzt werden. Welche konkreten Berufe verbergen sich denn nun hinter den Berufsklassen?
Durch diese Übersicht wird es etwas klarer. Die Berufsklassen A0 bis A4 sind also die Berufe mit sehr wenig körperlicher Tätigkeit und überwiegend kaufmännischen bzw. Bürotätigkeiten. Also die "guten Risiken" aus Sicht der Versicherer. ( Beispiele: Ingenieure, Ärzte und Informatiker). Der Kaufmännische Angestellte fällt in Berufsklasse A2, Elektroingenieur Berufsklasse A0.
In die Berufsklasse B0 fällt z.B. der Beruf Lehrer am Gymnasium oder Erzieher, also noch ohne weiteres versicherbar im Rahmen dieser Aktion. Nicht teilnehmen können Berufe der Berufsgruppe B4 und Schüler. In die Berufsgruppe 4 fallen Berufe mit hohem Risiko. Welche das sind, muss im Einzelfall bei der Angebotserstellung ermittelt werden.
Die vereinfachten Gesundheitsfragen vom Volkswohlbund
Wurde bei Ihnen bis heute
- eine HIV-Infektion (positiver AIDS-Test),
- eine Krebserkrankung,
- ein Herzinfarkt,
- ein Schlaganfall,
- eine Multiple Sklerose (MS),
- eine Leber- oder Stoffwechselstörung,
- eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung,
- Epilepsie,
- eine psychische Störung (z.B. Depressionen, Ängste, Schlafstörungen) oder
- ein Bandscheibenvorfall festgestellt?
Eigentlich sehen wir Gesundheitsfragen, die vom Abfragezeitraum her offen sind, also ohne zeitliche Begrenzung, sehr kritisch. Bei dieser Gesundheitsfrage ist das so, denn der Volkswohl Bund grenzt mit der Formulierung "bis heute" zeitlich nicht mehr ein. Anzugeben ist hier also alles, im Prinzip bis zurück zur Geburt der zu Versichernden Person. Eigentlich bergen solche Fragen ein hohes Risiko. Denn wer kann sich so weit zurück noch genau erinnern. Schauen wir uns aber die aufgezählten Erkrankungen genauer an: HIV Infektion, Krebserkrankung, Herzinfarkt ... Das sind Ereignisse, die niemand so leicht vergisst. Daher ist die Frage dann doch eher als unproblematisch zu bewerten. Mit Ausnahme der Frage nach einer psychischen Störung, einem Bandscheibenvorfall und einer Leber- oder Stoffwechselstörung. Das sind Erkrankungen, die bei den normalen Gesundheitsfragen, sofern nur ambulant behandelt, bei vielen Versicherern nur 3 bzw. 5 Jahre (Psyche) zurück erfragt werden. Auch der Volkswohl Bund fragt in seinem "normalen" Antrag nicht unbegrenzt zurück. Trotzdem ist es nachvollziehbar, denn der Versicherer will die besonders problematischen Vorerkrankungen aus der Sonderaktion ausschließen. Unter dem Strich kann man mit der Frage leben, obwohl der Abfragezeitraum unbegrenzt ist.
Sind Sie aktuell
in einer medizinischen Behandlung,
einer laufenden Therapie ,
nahmen oder nehmen Sie Drogen oder regelmäßig* Medikamente,
ist eine Operation geplant,
waren Sie in den letzten 2 Jahren krankheitsbedingt arbeitsunfähig für einen Zeitraum
von länger als 2 Wochen oder liegt bei Ihnen eine MdE (Minderung der Erwerbsfähigkeit), ein GdS (Grad der Schädigungsfolge) oder ein GdB (Grad der Behinderung) vor?
Die Sonderaktion wird vom Volkswohlbund beworben mit "nur drei einfachen Fragen". Nun ja, dass ist eindeutig schön gefärbt, wie oft bei Sonderaktionen mit vereinfachten Fragen - auch von Mitbewerbern. Es ist immer das gleiche Spiel: die Fragen sind - das zeigt unsere Darstellung über mehrere Zeilen - in zahlreiche Unterfragen unterteilt. Diese Frage 2 vom Volkswohlbund enthält ehrlicherweise mindestens vier Fragen zusammen mit den weiteren Fragen sind es also eigentlich eher sechs und nicht drei. Das ist aber nicht weiter schlimm, nur sollte man es auch so sagen wie es ist. Die Fragen selbst sind o.k. Nachvollziehbar, dass der Versicherer wissen will ob aktuell eine Behandlung erfolgt, Drogen eingenommen werden oder eine OP geplant ist. Problematisch und rechtsunsicher ist auf den ersten Blick die zeitlich unbegrenzte Frage nach der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten.
"nahmen oder nehmen Sie ... regelmäßig* Medikamente ..."
Die Angaben in der Fussnote versöhnen uns aber wieder. Anzugeben sind danach nur solche Medikamenteneinnahmen, die an mehr als 30 Tagen in den letzten 12 Monaten erfolgten. Außerdem bleiben Verhütungs-, Schilddrüsen- und Erkältungsmittel unberücksichtigt. Das ist klar und sauber formuliert. Was hier anzugeben ist und was nicht, lässt sich klar abgrenzen. Erfasst werden hier nur schwerere Erkrankungen. Leichte Erkrankungen mit einer kurz andauernden Medikamenteneinnahme, sind nicht anzugeben.
Wurden Anträge auf Lebens-, Berufsunfähigkeits-, Erwerbsunfähigkeits-, Grundfähigkeits- oder Pflegeversicherung nur zu erschwerten Bedingungen angenommen (z. B. mit Klausel oder Zuschlag), zurückgestellt oder abgelehnt?
Eine solche Frage hat etwa die Alte Leipziger aus ihrem normalen BU Antrag vor einiger Zeit komplett gestrichen, wohl weil der Risikobewertung von anderen Gesellschaften keine große Relevanz für die eigene Risikobewertung zugeschrieben wird. Nun, der Volkswohl Bund stellt die Frage im normalen Antrag weiterhin und auch hier im Rahmen der Sonderaktion. Wir sehen darin keinen großen Nachteil. Im Einzelfall kann es natürlich dazu führen, dass Angaben gemacht werden müssen, die ohne diese Frage nicht hätten gemacht werden müssen. Leider ist auch diese Frage zeitlich unbegrenzt. Wer also z.B. vor einem Jahr eine BU abgeschlossen hat mit einem Auschluss für die Wirbelsäule aufgrund von Rückenschmerzen und Physiotherapie, jetzt aber seit einigen Monaten behandlungs- und beschwerdefrei ist, müsste dies bei der Aktion vom Volkswohlbund eigentlich ersteinmal nicht mehr angeben. Wegen der Frage nach zu erschwerten Bedingungen angenommenen Anträgen, zeitlich unbegrenzt, müsste der Umstand aber doch wieder angegeben werden.
Hier nochmal die vereinfachten Gesundheitsfragen vom Volkswohlbund im Überblick:
Insgesamt, bis auf die oben genannten Kritikpunkte, finden wir die Fragen des Volkswohl Bund fair und kundenfreundlich gestellt.
Die weiteren Risikofragen
Weiter wird nach Körpergröße und Gewicht gefragt, Raucherstatus in den letzten 12 Monaten und gefährlichen Hobbies mit erhöhter Unfallgefährdung oder Verletzungsgefahr (z. B. Kampfsport, Tauchen, Flugsport,
Fallschirmspringen, Motorsport, Bergsport oder Extremsport).
Wie ist die technische Ausgestaltung der BU vom Volkswohlbund mit vereinfachter Gesundheitsprüfung? Welche Rahmenbedingungen gelten?
Die Bedingungen sind:
-
Das Höchsteintrittsalter beträgt maximal 49 Jahre.
-
bis 750 € mtl. Berufsunfähigkeitsrente sind möglich
-
Die anlassabhängige Erhöhungsoption ist ausgeschlossen, ebenso die anlassabhängige. Es kann also auch bei bestimmten Ereignissen nicht ohne erneute Gesundheitsprüfung erhöht werden.
-
Es gibt eine Frage zu Größe und Gewicht.
- Gefährliche Hobbys / Sportarten werden abgefragt.
- mit Pflege-Schutzbrief
- zusätzliche Pflegerente bis zu 2.500 EUR monatlich kann eingeschlossen werden.
-
Keine Beschränkung der Laufzeit, also bis Endalter 67 möglich, es sei denn es gibt eine Beschränkung der max. Laufzeit z.B. aufgrund des Berufes (Beispiel Gymnasiallehrer, wäre auch außerhalb einer Aktion nur bis max. Endalter 62 versicherbar und deshalb auch über die Aktion max. bis 62).
- der Arbeitsunfähigkeitsbaustein (Leistung auch schon bei längerer Krankschreibung) kann leider nicht mitversichert werden.
- die Beitragsdynamik kann nicht eingeschlossen werden (nur Dynamik gem. Verbraucherpreisindex, siehe oben).
- es erfolgt die übliche finanzielle Angemessenheitsprüfung: das bedeutet, die zu Anfang versicherte Berufsunfähigkeitsrente muss in einem angemessenem Verhältnis zum Einkommen stehen
Kann eine anonyme Risikovoranfrage gestellt werden?
Klare Antwort:
JA, eine Risikovoranfrage kann eingereicht werden.
Wir können also gemeinsam vorab klären, ob Sie versicherbar sind, obwohl Vorerkrankungen bestehen. Andere Sonderaktionen haben ja das Prinzip "Eine JA-Antwort = Ausschluss von der Sonderaktion". Der Volkswohlbund macht es hier mit dieser Sonderaktion anders und lässt Risikovoranfragen zu.
Wird eine Frage mit „ja“ beantwortet, können ausführliche Informationen hierzu unter dem Punkt „Nähere Angaben“ oder auf einem separaten Beiblatt gemacht werden. Es erfolgt dann eine individuelle Risikoprüfung. Der aus Größe und Gewicht errechnete Body-Maß-Index (BMI) wird ebenfalls individuell geprüft. Auch die Angaben zu Hobbies / Sportarten.
Wer allerdings starkes Übergewicht hat, für den ist diese Aktion eher nicht geeignet. Da wären andere Aktion günstiger, die ganz auf die Frage nach Größe und Gewicht verzichten, so dass auch Übergewicht kein Problem darstellen kann.
Wie lange gelten die vereinfachten Gesundheitsfragen und die Sonderaktion?
Der Volkswohlbund ist bekannt für Sonderaktionen die eher kurz laufen. Es gibt ja zahlreiche Versicherer, bei denen man fast schon nicht mehr von Aktionen sprechen kann, weil die vereinfachten Fragen schon seit Jahren so sind, z.B. die Aktion junge Leute von der Basler. Beim Volkswohlbund sind es echte Sonderaktionen, welche meist im Herbst aufgelegt werden und Ende des Jahres auslaufen. So auch hier. Der Aktionsantrag mit den einfachen Fragen gilt ab Versicherungsbeginn 01.10.2022 bis einschließlich 01.03.2023. Spätestes Antragsdatum ist der 31.12.2022. Es kann also theoretisch noch an Sylvester ein Antrag gestellt mit Versicherungsbeginn 1.3.2023 gestellt werden. Am 1.1. aber im neuen Jahr ist Schluss mit der Aktion, wenn Sie denn nicht noch mal verlängert wird.
Fazit zur Sonderaktion für fast alle Berufe vom Volkswohlbund mit vereinfachten Gesundheitsfragen
Die Gesundheitsfragen sind schon sehr verkürzt auch im Vergleich zu anderen Sonderaktionen. Ein Manko ist natürlich hier die sehr niedrige Rente von 750 Eur. Auch kann die BU-Rente hier praktisch nicht erhöht werden, weil ja, wie oben beschrieben die Nachversicherungsgarantien komplett ausgeschlossen sind. Die Erhöhung über die Dynamik gleicht nur die Inflation aus, taugt nichts um von der ehrlicherweise als unterhalb des Existenzminimums liegend zu bezeichnende Rentenhöhe auf eine einigermaßen bedarfsgerechte Rente zu kommen. Daher richtet sich der Volkswohlbund mit dieser Aktion nur an Bestandskunden. Man sieht diese Aktion als Möglichkeit des Ausbaus einer bestehenden Absicherung und als Ausgleich der aktuell hohen Inflation. Das macht auch aus unser Sicht Sinn, denn es gibt durchaus einige Alt-Verträge, die eine zu niedrige Rente versichert haben und die Nachversicherungsgarantien können nicht mehr genutzt werden, z.B. weil das max. Alter abgelaufen ist. Hier kann die Aktion vom Volkswohlbund als Aufstocker-BU dienen.
Insgesamt ist es eine wirklich brauchbare Aktion vom Volkswohlbund. Schade, dass die Aktion nur für Bestandskunden offen ist. Vielleicht kann sich der Volkswohlbund ja dazu durchringen, dass nächste mal wieder eine für alle offene Aktion aufzulegen, wie schon die (abgelaufene) BU Aktion vom Volkswohl Bund 2018.