Das Magazin WISO hat kürzlich wirklich einmal gut und ausgewogen über die Berufsunfähigkeitsversicherung berichtet und gibt einige wertvolle Tipps. Nur ein schwerer Fehler hat sich eingeschlichen. Welche Tipps WISO zur Berufsunfähigkeitsversicherung gibt und welcher Fehler der Redaktion dabei unterläuft, lesen Sie hier in unserem neuen Blog-Artikel.
Inhalt
- WISO: „Schwierig ist es, wenn Vorerkrankungen vor Abschluss bestehen.“
- Gesundheitsgeschichte
- Ohne Gesundheitsfragen / verkürzte Gesundheitsprüfung
- Wichtigste Versicherungen: BU und Haftpflicht
- WISO zu den Leistungsvoraussetzungen einer Berufsunfähigkeitsversicherung
- Fazit zum Beitrag von ZDF WISO
- Anfrage stellen
Zunächst einmal kann man sagen, WISO hebt sich positiv ab in der Berichterstattung über Berufsunfähigkeitsversicherungen. Allzu oft werden in TV-Formaten einzelne Leistungsfälle skandalisiert, dabei wird es oft unsachlich und der Eindruck bleibt, dass man nur auf den Skandal aus ist, nach dem Motte „bad news are good news“. So war es im vergangen Jahr bei Stern TV, was wir in einem Beitrag für Pfefferminzia kritisierten. Anders also das Magazin WISO. Hier wurde wirklich sachlich aufgeklärt und informiert.
WISO: „Schwierig ist es, wenn Vorerkrankungen vor Abschluss bestehen.“
Speziell widmet sich WISO in dem Beitrag vom 25. Februar 2019 der Frage: „Was tun bei Vorerkrankungen“. Es geht also um die Problematik, dass es oft kaum möglich ist eine BU zu bekommen, weil Vorerkrankungen vorliegen. Hierzu gibt WISO wertvolle Tipps.
Welche Probleme es beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung aufgrund von Vorerkrankungen geben kann, stellt WISO anhand der ehemals als Personalreferentin tätigen Simone dar. Simone ist an Brustkrebs erkrankt und befindet sich in Behandlung mit Chemotherapie.
Erstmals erkrankte Simone vor 9 Jahren im Alter von 23 an Brustkrebs. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung hatte Simone nicht abgeschlossen. Ein wichtiger Tipp von WISO hierzu, den wir aus unser Beratungspraxis ganz klar auch so sehen:
Eine BU-Versicherung sollte man so früh wie möglich abschließen.
Zu lange mit dem Abschluss zu warten, ist ein großer Fehler. Denn später können Vorerkrankungen oder gefährliche Hobbies den Abschluss erschweren oder ganz unmöglich machen. Die Gesundheitsfragen im Antragsformular reichen 5 Jahre zurück bei ambulanten Behandlungen und 10 Jahre stationären Aufenthalten.
Gesundheitsgeschichte
WISO gibt hier auch den absolut richtigen Rat zur Aufarbeitung der Gesundheitshistorie.
"Lassen Sie sich von Ärzten und der Krankenkasse die Behandlungsunterlagen bzw. eine Übersicht der Arztbesuche geben. Beantworten Sie alle Fragen im Antrag wahrheitsgemäß."
Ein ganz ganz wichtiger Tipp von WISO.
Wir weisen seit Jahren darauf hin wie wichtig die Aufarbeitung der Gesundheitshistorie vor Abschluss einer BU ist. Deshalb ist in unserer Beratung dies auch immer der erste Schritt. Es macht wenig Sinn, Angebot zu erstellen und detailliert über die Vertragsausgestaltung zu sprechen, bevor die Frage geklärt ist, ob Sie überhaupt versichert werden können. WISO gibt hier den richtigen Tipp: Risikovoranfragen stellen lassen. Nun, ob es unbedingt anonym sein muss, wie WISO meint, dazu haben wir eine etwas andere Auffassung. Anonymisierte Voranfragen bringen keinen erkennbaren Vorteil, denn der Versicherer darf Ihre Daten bei einer Voranfrage ohnehin nicht weitergeben. Eher bringt die Anonymisierung Nachteile. So kann eine anonymisierte Risikovoranfrage einem späteren Antrag nicht zugeordnet werden. Einige Versicherer lehnen zudem anonyme Voranfragen ab, dann kann nur eine Anfrage mit einem Pseudonym, also einem falschen Namen erfolgen, was auch eher nicht sinnvoll ist. Wir meinen, Voranfragen müssen nicht anonymisiert werden, ein Mehrwert ist nicht erkennbar.
Berufsunfähigkeitsversicherung Krankenakte anfordern
Warum es so wichtig ist, vor Beantragung einer Berufsunfähigkeitsversicherung die eigene Gesundheitshistorie aufzuarbeiten, erläutern wir in diesem Artikel.
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Ohne Gesundheitsfragen / verkürzte Gesundheitsprüfung
In dem Fall von Simone, die an Krebs erkrankt war, gab es eine Lösung über die betriebliche Versorgung. Hier gibt es oft Angebote mit stark vereinfachten Gesundheitsfragen. Es ist im Antrag nur eine sogenannte "Dienstobliegenheitserklärung" zu unterzeichnen. So war es bei Simone aus dem WISO Beitrag.
WISO erklärt auch richtig, dass es neben der BU über die Betriebliche Altersvorsorge oft auch Sonderaktionen mit vereinfachten Gesundheitsfragen gibt.
Denn nicht jeder Betrieb bietet eine Sonderlösung über die BaV an.
BU ohne Gesundheitsfragen?
Viele suchen eine Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen. Das ist aus zwei Gründen nachvollziehbar: Die Gesundheitsfragen in der BU-Versicherung sind
umfangreich. Die Recherche für die Antworten ist deshalb oft aufwendig. Der Fragenkatalog im Antrag auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist lang, die Fragen reichen weit in die Vergangenheit
zurück.
Wichtigste Versicherungen: BU und Haftpflicht
Völlig richtig, WISO!
Das sehen wir ganz klar auch so. Warum? Die wichtigsten Versicherungen sind die Versicherungen, die den größten finanziellen Verlust ausgleichen und ein existentielles Risiko absichern. Der Verlust oder die Beschädigung eines Handys wird niemanden in den Ruin treiben. Selbst ein Vollkaskoschaden am Auto wird nicht den finanziellen Totalverlust bedeuten.
Der Verlust der Arbeitskraft durch Berufsunfähigkeit aber schon. Auch Schadensersatzansprüche können in die Millionen gehen, wer eine Haftpflichtversicherung hat, braucht sich davor nicht zu fürchten. Das Einkommen aus der beruflichen Tätigkeit ist existentiell. Es ist für fast jeden das größte Kapital.
FAQ zur BU - Was möchten Sie wissen?
Wenn das Einkommen dauerhaft aufgrund von Krankheit weg fällt, bedeutet das für die meisten einen finanziellen Totalabsturz. Der Staat zahlt bei Erwerbsminderung viel zu wenig, um den Lebensstandard zu sichern. Bei Berufsunfähigkeit zahlt die gesetzliche Rentenversicherung überhaupt nicht mehr. Im schlimmsten Fall führt eine Berufsunfähigkeit daher zu einem Lebensstandard auf dem Sozialhilfeniveau.
WISO zu den Leistungsvoraussetzungen einer Berufsunfähigkeitsversicherung
Ein gravierenden Fehler weist der Bericht allerdings auf. WISO meint, eine Berufsunfähigkeitsversicherung würde eine monatliche Rente zahlen, wenn
„Sie aufgrund von Krankheit, Körperverletzung, Kräfteverfall in Ihrem zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr arbeiten können.“
Lassen wir hier mal unberücksichtigt, dass die Definition von Berufsunfähigkeit sich so in keinem Bedingungswerk wiederfindet. Beispielsweise fehlt hier die konkrete Verweisung, die in so gut wie allen Bedingungen enthalten ist, so dass es dann heißt „und auch keine andere Tätigkeit konkret ausübt, die ihrer bisherigen Lebensstellung entspricht ...“. WISO macht hier einen anderen Fehler. Eine BU-Versicherung zahlt nicht erst, wenn Sie Ihren Beruf nicht mehr ausüben können, also bei vollständiger 100 %iger Berufsunfähigkeit, sondern bereits bei einem BU-Grad von 50 %. Diese Information fehlt bei WISO leider. In der Praxis kann das ganz erheblich sein. Denn es macht schon einen großen Unterschied, ob ich eine BU-Rente erst dann bekomme, wenn ich zu 100 % nicht mehr meine letzte Tätigkeit ausüben kann oder eben schon dann, wenn ich dies teilweise nicht mehr kann.
Was WISO auch nicht erwähnt in der Erklärung, wann eine BUV zahlt, ist die dieser Zustand dauerhaft bestehen muss oder wenigstens voraussichtlich Dauerhaft. Eine BU-Versicherung zahlt nicht schon, wenn ich 1 Tag lang ganz oder teilweise meine zuletzt ausgeübte Tätigkeit nicht mehr ausüben kann, also krankgeschrieben bin. Im Versicherungsvertragsgesetz, § 172 heißt es hierzu: "voraussichtlich auf Dauer nicht mehr ausüben kann." In den meisten Bedingungen am Markt wird dies abweichend vom VVG mit "voraussichtlich mindestens 6 Monate" geregelt.
FAQ häufige Fragen: Wie ist "berufsunfähig" definiert?
Fazit zum Beitrag von ZDF WISO
Bis auf den einen Fehler hat WISO hier einen informativen Beitrag zum Thema BU-Versicherung, besonders zur Problematik von Vorerkrankungen und zu den Sonderaktionen mit vereinfachter Gesundheitsprüfung geliefert.
Nachtrag: ZDF Sendung "volle Kanne" greift Thema Gesundheitsfragen / Vorerkrankungen auf
Den Beitrag von WISO hat auch die Sendung "volle Kanne" noch einmal verarbeitet. Rita Reichert von der Verbraucherzentrale NRW war zu Gast im Studio und stellte sich den Fragen des Moderators zum Thema vereinfachte Gesundheitsfragen und Sonderaktionen in der Berufsunfähigkeitsversicherung.
Zum Video der Sendung geht es hier.
Das Thema BU mit vereinfachten Gesundheitsfragen wurde - wie schon in der Sendung von WISO - auch hier insgesamt überwiegend fachlich richtig dargestellt.
So wird hier auch nochmals auf die wichtige Bedeutung der Aufarbeitung der Gesundheitsgeschichte vor Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung hingewiesen.
Auch der völlig richtige Rat, die Patientenakte bei den Ärzten anzufordern wird gegeben. Auf den Einwand des Moderators, er könne bei seinen vielen Umzügen gar nicht mehr zusammen bekommen, bei welchen Ärzten er gewesen sei, wusste die Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale allerdings nur zu sagen, dies sei tatsächlich schwierig, alle Ärzte zusammen zu bekommen. Hier hätte man darauf hinweisen können, dass eine Übersicht über die Arztbesuche bei der Krankenkasse angefordert werden kann.
Falsch war die Bemerkung, mit Diabetes sei es praktisch nicht möglich eine BU zu bekommen und ein Ausschluss für Diabetes sei nicht akzeptabel. Da ist die Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale nicht mehr so ganz auf dem neuesten Stand, denn seit einiger Zeit gibt es jedenfalls bei gut eingestelltem Diabetes einige Möglichkeiten mit einem Zuschlag an eine BU Versicherung zu kommen (mehr dazu hier). Dass es Gesellschaften gibt, die für Diabetes einen Ausschluss anbieten, ist nach unseren Informationen falsch. Diabetes lässt sich nicht vom Versicherungsschutz ausschliessen, da man die Erkrankung kaum abgrenzen kann, insbesondere hinsichtlich der Folgeerkrankungen von Diabetes.